Es ist Samstag….

Das Ende einer Woche ohne Gespräche. Ohne berufliche. Ohne private. Gesprächspause. Still sein, Schweigen und schreiben. Das wollte ich. Doch die Zeit will es anders. Sie will sprechen. Und ich will schreiben. Über die Gespräche dieser Woche.

Über das Gespräch im Auto. Das kurze. Das wichtige. Auf dem Weg in die Rauszeit. In dem sich das Telefon meldet. Es mit mir sprechen will. Das Telefon. Der Kunde. Und ich zögere. Weil ich schon raus bin. Aus dem Alltag sein will. Im Auto bin. Dort wo, ich gerne rede, lache und laut höre. Die Musik. Dort, wo ich ungern spreche. Nicht wirklich hinhören, mich nicht hinwenden kann. Zum Gespräch. Zum Gesprächspartner. Aber jetzt den plötzlichen und nervenden Stau nutzen, das Gespräch annehmen und daran erinnern kann, dass zwar die scheinbare Möglichkeit die falsche, das Ziel jedoch das richtige sein kann. Und er weitergehen kann. In Richtung Ziel. Und ich plötzlich weiterfahren kann. Meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße, die Autos, auf die Musik lenken kann.

 

Über die Gespräche, denen ich nur zuhöre. Wie Menschen über die Zeit reden. Ihre Sorgen und ihre Angst reden, dass er wiederkommt. Der Virus. Und denke mir, dass er nie weg war. Der Virus. In diesem Jahr. Höre, wie sie diskutieren. Wie sie deuten und interpretieren. Die Worte anderer. Nicht ihre. Diese aber zu ihren machen. Und dabei deren Unsicherheit, zu ihrer eigenen machen. Höre, wie sie über ihre Zukunft reden, in der sie wieder reisen wollen, frei sein, wieder feiern und Spaß haben wollen. Höre wie jemand sagt, dass er und seine Familie in der Zukunft nur gesund sein und arbeiten wollen. Und er Angst hat, dass beides nicht mehr geht. Wenn er wieder da ist. Der Virus.

 

Der mit voller Wucht wieder da ist. Erwartet und dennoch plötzlich. Der das Ende meiner Rauszeit bestimmt. Und dazu führt, dass ich wieder da bin. Im Gespräch bin. Der die weiteren Gespräche bestimmt. Die erneuten Absagen, die Verschiebungen, die Umplanungen der beruflichen, der privaten Gespräche. Der zu Gesprächen mit Unternehmern führt, die an das Frühjahr erinnern. Die jedoch anders sind. Müder. Erschöpfter. An denen zu erkennen ist, dass aus dem ungewohnten Schrecken, jetzt die schreckliche Gewohnheit geworden ist. Dass aus dem Willen, das Ungewohnte zu bewältigen, die Notwendigkeit, das Schreckliche zu bestehen geworden ist. Wir damit leben lernen müssen. Damit wir leben werden.

 

Über den Satz der Woche. Der mir in dem Gespräch über die Rauszeit geschenkt wird. In dem mir gesagt wird, dass die Rauszeit der Weg ist, auf dem wir vom Müssen zum Dürfen gehen (Danke Daniel Juhr). Und ich wieder feststelle, wie wertvoll die Gespräche im Rahmen unseres Podcast sind. Für unsere Zuhörer. Für uns. Für mich. Dass diese Gespräche auch eine Rauszeit sind. Weil wir immer dürfen, nicht müssen. Und demnächst auch einmal rausgehen. Nebeneinander gehen, wenn wir miteinander sprechen.

 

Über die weiteren Gespräche. Die beruflichen. Die privaten. In denen es immer um diese Zeit geht. Wie wir damit umgehen. Mit den Ängsten, den Sorgen, der Unsicherheit. Aber auch darüber, was uns die Kraft, die Zuversicht und die Lebensfreude gibt. Gespräche, in denen wir lachen und darüber sprechen, wie wichtig es ist. Das Gespräch. In dieser Zeit. Dass diese Zeit sprechen will. Dass ich in dieser Zeit sprechen, nicht schweigen will. Und schreiben will. Dass diese Zeit mir wieder zeigt, dass diese Gespräche mein Weg des Dürfens, nicht des Müssens sind. Dass Gespräche eine Rauszeit sind. In dieser Zeit.

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