Es ist Sommer und damit Urlaubszeit. Auch für meine Familie und mich, in den nächsten Tagen.
„Als Selbstständiger wirst Du nie richtigen Urlaub machen können.“ Das war sicher einer der häufigsten Sätze, den ich bei meinem Schritt in die Selbstständigkeit aus meinem privaten Umfeld hörte. Und er war bestimmt nicht ermutigend gemeint. Aber er stimmt. Wenn auch nur bedingt.
Sicher machen Unternehmer – Selbstständige und Freiberufler schließe ich mit ein – einen anderen Urlaub als Angestellte. Komplett abschalten, sich um nichts in seinem Unternehmen kümmern und auf keinerlei Nachricht reagieren müssen, das geht nur selten oder gar nicht. Aber sind wir mal ehrlich, klappt das bei jedem Angestellten? Dennoch gibt es einen großen Unterschied.
Ich habe mich mit dem Schritt in die Selbstständigkeit bewusst dazu entschieden, eben keinen „normalen“ Urlaub mehr zu machen. Ich wusste, worauf ich mich einlassen. Es war und ist meine Entscheidung, wenn ich reagier und nicht die eines Kollegen oder eines Vorgesetzten. Daher empfinde ich es gar nicht als Belästigung, wenn ich mich auch im Urlaub mit meinem Unternehmen bzw. meinen Kunden beschäftigen. Allerdings in Maßen. Es ist die hohe Kunst, das richtige Maß zu finden. Denn in Maßen ist alles gesund. Sagte mir mal ein Arzt.
Und er hat recht. Denn der Versuch, sich komplett von seinem Unternehmen im Urlaub zu befreien, ist oft ein innerer und sehr viel Kraft kostender Kampf. Jedoch gar nicht abschalten zu können, kosten nicht nur die notwendige Erholung, sondern auch das das Gefühl, ein Teil einer Familie, einer Gemeinsamkeit zu sein. Wir sind da, aber nicht dabei. Beides habe ich erlebt. Beides war nicht gesund.
Somit folge ich in diesem Jahr der Erfahrung eines meiner Kunden. Dieser fand für sich das richtige Maß. Er liest während seines Urlaubs abends die Nachrichten und reagiert dann morgens. Dafür nimmt er sich jeden Tag insgesamt eine Stunde Zeit. Wenn die Stunde nicht reicht, haben die anderen Nachrichten eben Pech. Alte Nachrichten werden am nächsten Tag nicht nachgearbeitet. Natürlich muss er vorab darüber sein Unternehmen und seine Kunden informieren und organisieren.
Mal schauen, ob dies in diesem Jahr auch mein Maß sein wird. Ein Versuch ist es wert. Denn wenn wir auch mit Leidenschaft das machen, was wir machen, brauchen wir genau dafür die Erholung und die Gemeinsamkeit mit der Familie. Wir brauchen das richtige Maß.
Somit wünsche ich Ihnen und mir eine maßvolle Urlaubszeit.
P.S. Tatsächlich soll die Redewendung „das richtige Maß finden“, mit der Maß Bier im Zusammenhang stehen. Während der Fastenzeiten, brauchten die Mönche weiterhin die Kraft, um ihre Arbeit verrichten zu können. Diese Kraft erhielten Sie u.a. aus dem Bier, denn der sonst übliche Wein war ja verboten. Der Abt musste dabei für jeden Mönch das richtig Maß bestimmen, damit dieser weiterhin genug Kraft, aber nicht zu viel Alkohol hatte.
P.S.S. Urlaub verbinde ich zwar mit Genuss, aber auch das in Maßen. Also keine Sorge. Die Maß Bier wird eher eine untergeordnete Rolle spielen. Und noch etwas. Das Bild zeigt einen Ort in Slowenien, an dem ich auch dieses Jahr wieder einen Teil meines Urlaubs verbringen werde. Wunderschön.