Wir sitzen uns gegenüber. Beim Sparring am Tisch. Was den Unternehmer bei unserem ersten Gespräch überrascht. Mich nicht. Denn „eins gegen eins“ ist mein bevorzugtes Setting, auch wenn sie konfrontativ wirkt. Was für viele ungewohnt, von mir durchaus gewollt ist.
Mein Kunde schaut mich an, holt tief Luft und beginnt zu erzählen. Und ich höre zu. Sehr lange, denn er erzählt sehr lange von sich, von seinem Thema, von seinem Beruf. Der für ihn mehr als ein Job, viel mehr eine Berufung ist. Denn als Unternehmer stabilisiert er nicht nur seine Kunden, sondern auch sein Team. Was ihm wichtig ist. Immer dann, wenn es richtig schwer wird. Und das ist derzeit fast täglich der Fall. So erzählt er von den Herausforderungen, dem Druck und den täglichen Kämpfen. Von Tagen ohne Nächte und Nächten ohne Schlaf. Und ich spüre, was ihm fehlt. Genau das, was er anderen gibt: Stabilität.
Ich lasse ihn reden, höre weiter zu. Nehme nur wahr, bis er mich fragt, was ich von dem Gehörten halte. Dann gehe ich aus der Deckung. Dann schlage ich zu und gebe mein ehrliches Feedback. „Stabilität ist Ihnen wichtig und Sie sorgen dafür. Bei Ihrem Team, bei Ihren Kunden. Und bei sich selbst?“ Die Frage sitzt, er wirkt angeschlagen, lehnt sich zurück und holt tief Luft. „Das tut weh“, sagt er zu mir. Worüber wir dann sprechen, gehört nicht hierher. Es bleibt, um im Bild zu bleiben, im Ring. Weil es zu persönlich ist und - wie so oft - mit der Kindheit zu tun hat.
Business-Sparring ist oft wie Sparring im Ring, wo es für mich wichtig ist, mich auf mein Gegenüber einzustellen, seine Bewegungen zu erkennen, an seinen Gedanken und Worten teilzuhaben und manchmal jemanden aus der Reserve zu locken. Um die Stärken, aber auch die Schwächen zu erkennen. Nicht, um mein Gegenüber zu verletzen. Sondern, um ihn zu stärken. Denn nur wer weiß, wo er verwundbar ist, kann sich schützen und sich dann auf seine Stärken konzentrieren, sicher entscheiden und souverän handeln.
Klar, ehrliches Feedback kann dann auch mal wehtun. Aber keine Angst, bei mir landen Sie nicht wie beim Boxen auf den Brettern. Denn ein Gespräch - auch im „eins gegen eins“ - sollte Sie niemals niederschlagen, sondern bestärken.